Der Wettergott hatte es, bis auf eine kurze Ausnahme, gut gemeint mit den 2. Sammlertagen in Neustadt, der Heimatstadt der Hausser Fabriken.
Bei strahlendem Sonnenschein fanden so viele Freunde der Masse- und Plastikfiguren den Weg nach Oberfranken, dass zahlreiche Hotels und Pensionen in Nustadt und der näheren Umgebung bis auf das letzte Bett ausgebucht waren.
Sollte, was nach diesem Jahr zu vermuten ist, sich diese Veranstaltung zum Klassiker entwickeln, wird dies auch künftig für die Stadt und die Region zu einem nicht unerheblichen wirtschaftlichen Faktor werden. Genau dies ließ Oberbürgermeister Rebhahn in seiner Eröffnungsrede am Freitagabend in der Alten Weihnachtsfabrik anklingen, nachdem er das Mikrofon von dem Hausherrn, Herrn Müller-Blech, übernommen hatte. Er dankte in erster Linie den Initiatoren und Gründern dieser Veranstaltung - Herrn Erich Leistner und Peter Müller. Die haben, so der OB, mit einmaligen Einsatz - unter Verwendung privater Mittel - in den letzten beiden Jahren ein für Neustadt sicherlich als "Großereignis" zu bezeichnendes Event auf die Beine gestellt. Für die Zukunft sagte Herr Rebhahn der Veranstaltung die volle Unterstützung der Stadt zu und gab das Wort an Peter Müller weiter.
Peter Müller schlug einen kurzen Bogen über die Geschichte der Spielfiguren aus Pappe, Holz, Blech und anderer Materialien - hin zu den Burgen der Firma Hausser aus den 20er Jahren - bis zu denen aus der Zeit der 50er und 60er Jahre des letzten Jahrhunderts, dem Thema der diesjährigen Sonderausstellung. Danach hatte Erich Leistner das Wort und überreichte dem anwesenden Rolf Hausser eine Kopie des Handelsregisterauszuges aus dem Jahr 1939, aus dem hervorging, dass dieser als persönlich haftender Gesellschafter in die Geschäftsleitung berufen wurde.
Als letzter Redner trat dann Rolf Hausser, der in Kürze 95 Jahre alt wird, an das Pult: "Es freut mich, dass es so viele Menschen gibt, die an dem, für das ich mein Leben lang gearbeitet habe, heute noch Freude haben".
Mit diesen Worten wurde die Ausstellung "Burgen & Ritter" eröffnet und das Publikum drängte in den Saal.
Neben vielen seltenen Originalburgen der Firma Hausser waren auch einige Dioramen, geschaffen von Josef Tonn, sowie Leihgaben des "Figurenkobold" Roland Schaffrin, Rainer Diederich und den Firmen Cremerius-Germania und Janetzki Art zu sehen.
Das unangefochtene Prunkstück dieser Ausstellung war aber sicherlich die Zusammenstellung von "vier" der äußerst seltenen Sternschanzen von Hausser.
Die meisten Sammler können sich glücklich schätzen, wenn sie ein Exemplar dieser Toprarität in ihrer Sammlung beherbergen.
Vier auf einen Streich, zu einer kompletten Schanzanlage zusammengestellt und durch einen phantastischen Unterbau und einen überragenden Turm (dem Original der Festung Rosenberg in Kronach nachempfunden), beide von Erich Leistner geschaffen, wird man wohl niemals wieder zu Gesicht bekommen.
Schon hierfür ist ein Besuch der Ausstellung, die noch bis über Weihnachten hinweg zu sehen sein wird, auf jeden Fall zu empfehlen.
Im Anschluss an die Eröffnung der Ausstellung hielt der den meisten Sammlern gut bekannte Hans Rösler ein kurzes Referat zu der Frage, ob denn eine weitere Börse überhaupt sinnvoll sei und dann auch gerade noch in Neustadt.
Fazit: Auf Grund der Besonderheiten der Hausserfabriken und vor allen Dingen mit Rolf Hausser als Patron und Symbolfigur besitzt Neustadt Voraussetzungen für eine solche über mehrere Tage hinweg abgehaltene Veranstaltung - wie wohl kein anderer Ort in Deutschland.
Die günstigen Preise der Gastronomie, die Qualität in den Gaststätten und Restaurants sowie die preisgünstigen Übernachtungsmöglichkeiten sind ebenfalls ein Argument für diesen Standort (Anmerkung der Redaktion).
Den Abschluss bildete ein Diavortrag des ebenfalls unter Sammlern seit langen Jahren bekannten Volker Suhany. Er zeigte Bilder aus den ersten Tagen der Sammlerbewegung. Für Leute, die sich auf den Photos nach vielen Jahren wieder erkennen konnten, war dies sicher eine interessante Vorführung.
Der Samstag begann mit einer gut bestückten Figurenbörse und einem ebenfalls rege besuchten Kofferraummarkt auf dem Außengebiet der alten Weihnachtsfabrik. Dass zur gleichen Zeit in Neustadt ein Flohmarkt stattfand, war sicherlich nicht glücklich. Wenn es den Veranstalten im nächsten Jahr gelingen würde, eine solche Überschneidung zu vermeiden oder gar den Flohmarkt zu integrieren, wäre dies eine weitere Bereicherung.
Neben dem reichhaltigen Angebot an Altplastikfiguren und Figuren aus Masse - Ulli Raue hatte ein reichhaltiges Angebot an Tierfiguren mit nach Neustadt gebracht - waren auch die Vertreter der so genannten "Neufertigungen" wie Jürgen Janetzki oder Holger Scharbau vertreten.
Ständig umlagert war der Stand des Figuren Journals, an dem man sich diesmal hauptsächlich auf die Präsentation und den Verkauf des druckfrisch erschienenen Lineol-Bilderbuch 2004 aus dem Verlag Tip konzentriert hatte.
Das Buch ist äußerst ansprechend gestaltet und kurzweilig und informativ zu lesen. Das gelungene Werk fand sehr guten Absatz.
Im Haupthaus fand, wie im letzten Jahr, ein Workshop zum Dioramenbau mit Erich Leistner statt.
Herausragend war aus verschiedenen Gründen der im Anschluss an die Börse in einem Raum der alten Hausser Fabrik gehaltenen Vortrag von Uwe Kappel zum Thema "Restauration - Reproduktion - Fälschungen".
Das alte Gemäuer, von Peter Müller bestuhlt und mit einigen Bildern dekoriert, bot ein einzigartiges Ambiente für das Referat, welches das heißeste Eisen in der Sammlerszene anfasste.
Dass alle Sitzgelegenheiten belegt waren und zahlreiche Zuhörer den Vortrag im Stehen verfolgten mussten, zeigte das große Interesse an diesem lange totgeschwiegenen Thema.
Uwe Kappel räumte gleich zu Beginn mit der Fehleinschätzung auf, dass es sich bei Fälschungen (Neuproduktionen die zu alten Originalen "geadelt" werden) und restaurierten Figuren, die wissentlich als völlig intakt verkauft werden lediglich nur um einen Kavaliersdelikt handelt. Er zeigte auf, dass es sich um Straftaten handelt, die mit hohen Geldstrafen oder in besonderen Fällen sogar mit Freiheitsentzug bestraft werden können. Er erwähnte hierzu ausdrücklich die Pionierarbeit, die das Figuren Journal in ihrem in diesem Frühjahr erschienen Kunststoff-Figuren Sammlerführer 2004/2005 zur Enttabuisierung dieses Themenbereiches geleistet hat und dankte den Herausgebern für diese Anstöße. Das hier eine Diskussion eröffnet wurde, die hoffentlich ein permanentes und schonungsloses Vorgehen gegen Betrüger in unserer Sammlerszene bewirken sollte, wurde von (fast) allen Zuhörern mir viel Applaus bedacht.
Den Nachmittag verbrachten viele Sammler dann im schönen Biergarten bei Peter Packert. Auch dessen Verkaufsräume, die - wie schon am Vortag - für das Sammlertreffen geöffnet waren, wurden gut besucht. Da sich ein Besuch bei "Packert" immer wieder lohnt, wurden viele Sammler auch diesmal wieder fündig. Hier ein paar Figuren, dort ein paar Ersatzwaffen, ein alter Katalog oder Einzelteile von Burgen oder Forts - der Laden ist und bleibt eine Fundgrube.
Wie im letzten Jahr fand der zweite Tag in der Gaststätte "Am grünem Tal" bei - in diesem Jahr stark verbesserten - gutem Essen, Getränken und guter Laune seinen Abschluss. Rainer Diederich ließ sich auch in diesem Jahr nicht lange bitten, und brachte am Klavier schnell Stimmung in die Bude. Um eine Zugabe kam er nicht herum. Angeregte Unterhaltungen mit ehemaligen Mitarbeitern der Firma Hausser, auch Herr Hausser (95 Jahre) verbrachte den Abend mit uns, und das Kennenlernen von neuen Sammlerfreunden rundete den Abend ab.
An dem zunächst verregneten Sonntagmorgen versammelten sich dann eine Anzahl von Figurenfreunden zur geplanten Fahrt nach Kronach. Pünktlich zur Ankunft an der Festungsanlage Rosenberg, dem Vorbild der Hausserschen Sternschanze, riss der Himmel auf und das imposante Bauwerk präsentierte sich im Sonnenschein.
Der Rundgang - unter Leitung von Erich Leistner - war ein weiterer Höhepunkt dieses tollen Wochenendes. Wir werden demnächst eine Reportage über die Festung Rosenberg im Figuren Journal veröffentlichen. An dieser Stelle sei nur erwähnt, ein Besuch ist auf jeden Fall zu empfehlen!
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Datum: | 22.09.2004 |
Autor: | Volker Reichmann |
Fotos: | Volker Reichmann |
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Wolfgang Bouillon
Oberfränkischer Ansichtskartenverlag Bouillon GmbH - Bayreuth
Auf der Rückfahrt nach Neustadt kehrte die - nun immer kleiner werdende - Gruppe in einem urigen fränkischen Gasthaus zum Mittagessen ein. Der "harte Kern" traf sich dann nochmals bei Peter Packert zu Kaffee und Kuchen, bevor sich auch die letzen gegen 18.00 Uhr - müde aber zufrieden - auf den Heimweg machten.
Die Neustädter Sammlertage haben spätestens jetzt ihren festen Platz im Terminkalender der Figurenfreunde gefunden. Viele Teilnehmer verabschiedeten sich von den Veranstaltern mit der Hoffnung, dass es auch im nächsten Jahr die Sammlertage an gleicher Stelle geben wird.
Wir können unseren Lesern bereits heute die gute Nachricht überbringen, die uns soeben die beiden Veranstalter zukommen ließen.
Vom 9. bis zum 11. September 2005 werden die 3. Sammlertage in Neustadt bei Coburg stattfinden. Bereits heute werden die ersten Gedanken und Vorschläge sortiert und wie man bereits jetzt ahnen kann, wird es dann wieder ein tolles Wochenende im schönen Frankenland werden.
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