Am Donnerstag, dem 5. Juni 2003 fand bei strahlendem
Sonnenschein die feierliche Eröffnung der diesjährigen Sonderausstellung
des Spielzeugmuseums in Nürnberg statt. Das gewählte Motto "Römer, Ritter,
Indianer" ließ uns auf den ersten Blick nicht erahnen, dass es sich um die
wohl bisher größte und einmaligste Sonderschau von Plastikfiguren und Zubehör,
geschaffen von der Firma Hausser in der Zeit ab 1950, handeln würde.
Die um 11.00 Uhr abgehaltene Pressekonferenz wurde von
Herrn Dr. Schwarz, dem leitenden Museumsdirektor und dessen Ehrengast,
dem 93 jährigen Rolf Hausser, eröffnet. Nachdem Herr Dr. Schwarz Herrn
Hausser begrüßt und vorgestellt hatte, dankte er vor allen Dingen Herrn
Peter Müller, ohne dessen Hilfestellung und enormen Einsatz diese
Ausstellung nie möglich geworden wäre. Sodann beleuchtete er in einem
kurzen Abriss die ausgestellten Exponate und ging ausführlich auf die
einzigartige Menge noch nie gezeigter Schaustücke ein. Diese Dioramen
wurden in den 60 er und 70er Jahren von dem Hausser-Mitarbeiterr Josef
Tonn, einem gelernten Bildhauer, dazu geschaffen, um in Spielzeugläden,
Kaufhäusern und auf Messen verkaufsfördernd eingesetzt zu werden.
Abertausende von Kinderaugen, aber auch Erwachsene, haben sich in diesen
"kleinen Welten" festgesehen. Die Figuren der "Karl May Serie" und der
"Eisenherz Serie" boten den Kindern dieser Zeit die Möglichkeit, das im
Buch gelesene oder im Film gesehne unter Zugabe ihrer eigenen Fantasien
nachzuspielen. Hier schlug Herr Dr. Schwarz den Bogen vom Spielzeug zur
allgemeinen Kultur. Gerade die Populärkultur der Karl May Figuren "Winnetou"
und "Old Shatterhand" waren als Bilder fest in den Köpfen dieser Generation
verankert und sind dies zum Teil auch heute noch. So handelt es sich bei
den in unglaublicher Feinarbeit hergestellten Figuren der Firma Hausser
nicht einfach nur um Spielzeug. Es wundert daher nicht, dass sich heute,
Jahrzehnte nach der Einstellung der Produktion, immer noch eine große Fan-
und Sammlergemeinde um die Erzeugnisse aus „Elastolin“ schart. Jährlich
werden Börsen und Auktionen abgehalten. Ein vierteljährlich erscheinendes
Magazin widmet sich diesen Figuren und im Internet ist die Webseite des
Figuren Journals ein vielbesuchtes Portal.
Der Rundgang durch die Ausstellung beginnt bereits im Foyer, wo
unsere Aufmerksamkeit auf ein rundes Diorama aus dem Jahr 1975 "Normannenangriff
mit Belagerungsturm auf eine Burg" gelenkt wird. Bereits das nächste
Schaustück, "Römertempel mit Parade", ebenfalls aus dem Jahr 1975, stellt einen der
vielen Höhepunkte dieser Ausstellung dar.
In der nächsten Vitrine sind handwerkliche Geräte des genialen
Modelleurs Max Weißbrodt ausgestellt. Gezeigt wird auch eine Burgschmiede in
phantastischer Bemalung dieses Künstlers. Ein Urmodell der "Bild-Lilli" gibt einen
Hinweis darauf, wo "Barbie" ihren Siegeszug um die Welt begonnen hat.
Über das monumentale ( 250 cm x 150 cm ) Schaustück "Carnuntum", das
den Einmarsch der XV. Legion in die alte Römerstadt Carnuntum, am Donauufer im Osten
Österreichs gelegen, darstellt, wird der Betrachter mit jeder Vitrine mehr in den
Bann dieser ganz besonderen „Welt der Figuren“ hineingezogen.
Immer wieder ist durch die Darstellung von Filmplakaten oder Büchern
der Bezug zur allgemeinen Kultur der 50er und 60er Jahre hergestellt.
Schaut man in die lebensechten Gesichter der fantastisch modellierten
Figuren des Prinz Eisenherz, Winnetous oder Old Shatterhands, so erkennt man unschwer
die Leinwaldhelden Robert Wagner, Pierre Price und Lex Barker wieder.
Die Hausser-Modelleure – Eugen Bauersachs, Rudolf Schrade und Max
Weißbrodt schufen die Miniaturen und Gerätschaften, die Josef "Pepi" Tonn in seinen
unverwechselbaren Schaustücken gespenstisch realistisch in Szene zu setzen wusste.
Das absolute Glanzstück der Ausstellung ist ein "Original-
Spielzeugladen aus den 50er Jahren". Man hat das Gefühl einer Zeitmaschine zu
entsteigen. Da steht man nun vor den Regalen, vollgestopft mit den wunderschönen
Spielzeugen der Firma Hausser. Die bunten Kartons der Elastolinfiguren, die Spiele,
ein Holzroller, ein Fesselflugzeug und und und.
Plötzlich ist wieder dieses Kindheitsgefühl vorhanden. Man hat das
Taschengeld eines ganzen Monats in der Hand und muss die große Entscheidung treffen:
kaufe ich zwei Fußfiguren oder besser doch nur einen Reiter. Für mehr reichte das
Geld der meisten Kinder nicht. Fast ist man versucht, wie damals, die Nase an der
Plexiglasscheibe platt zu drücken.
Die Ausstellung wird bis zu 19. Oktober 2003 zu sehen sein und bietet
mit ihren noch nie gesehenen Raritäten sicher etwas für alle Altersgruppen.
Für Figurenliebhaber und Sammler von Hausserprodukten ist sie jedoch ein absolutes
Muss.
Am 6. Juli 2003 findet im Rahmen dieser Sonderausstellung von
10.00 Uhr bis 16.00 Uhr eine Figurenbörse im Spielzeugmuseum statt. Dort können
im einzigartigen Ambiente des Museums, viele der gesehenen Figuren und Zubehörteile
erworben werden.
Es bleibt zu hoffen, dass viele Besucher den Weg nach Nürnberg
finden.
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Herr Hausser und Herr Dr. Schwarz
Angriff auf eine mittelalterliche Burg, um
1963/1964
Römertempel mit Parade: Schaustück von Josef Tonn, um
1975
Carnutum: Modell der römischen Garnisionsstadt in
Pannonien, 1964
Spielzeugladen im Stil der 60er Jahre
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